Manfred Paul Paris 1988
Manfred Paul, Im Eiscafé, aus der Serie: Paris 1988, 1988, Silbergelatineabzug © Manfred Paul, Berlin
Manfred Paul, der seit 1968 in Ost-Berlin lebt und arbeitet, zählt zu den wichtigen Vertretern der DDR Autorenfotografie. Seine Arbeiten beschäftigen sich mit den existentiellen Fragen des menschlichen Daseins, sie setzen sich mit dem umfassenden Thema der Vergänglichkeit auseinander. Pauls Stadtlandschaften und Stillleben, die in den 1970er und 1980er Jahren im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg entstanden sowie die Fotografien der Werkgruppen „Verena“ und „Künstlerportraits“ werden zu Gleichnissen, die das Vergehen aller Dinge als Bedingung des Lebens begreiflich machen.
1986 hatte Manfred Paul die Möglichkeit, seine Bilder in einer Ausstellung im Musée des Beaux-Arts d’Orléans zu präsentieren. Zwei Jahre später erhielt er daraufhin die Einladung zu einer Studienreise nach Paris. Knapp sechs Wochen lang hatte Paul die damals seltene Gelegenheit ein anderes Land zu erkunden, und so war er begierig, alles zu sehen und Neues zu entdecken. Von einem Mitarbeiter des französischen Kulturzentrums in Berlin konnte sich der Fotograf eine Leica M3 ausleihen; durch den optischen Sucher dieser Kamera erlebte er Paris auf eine besondere Weise, was auch sein Sehen veränderte.
Er interessiert sich nicht für die Sehenswürdigkeiten der Stadt an der Seine, wie etwa berühmte Bauwerke, Straßen oder Plätze, sondern er versucht, das Wesen dieser ihm fremden Stadt zu ergründen und fotografisch in Bildern zu erfassen. Die unbekannte Lebenswelt, die andere Umgebung, die Art, wie die Menschen leben, schlägt sich in einer neuen Bildsprache nieder. Paul richtet seinen Blick auf alltägliche Konstellationen im städtischen Raum, auf Menschen und Situationen, wobei gerade scheinbare Belanglosigkeiten seine Aufmerksamkeit finden. Durch ungewöhnliche Perspektiven, gewagte An- und Ausschnitte, unkonventionelle Blickwinkel erscheinen seine fotografischen Befragungen der Realität oftmals wie zufällig aufgenommene Bilder.
Die Fotografien aus dem Jahr 1988 wurden erst in den letzten Jahren von Manfred Paul gesichtet und geprintet. Sie werden nun erstmals umfangreich in einem Museum ausgestellt.
Zur Ausstellung wird ein Katalog beim Leipziger Verlag Spector Books erscheinen.