Ich Du Wir – Bildnisse in der DDR. Malerei und Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK
Max Lachnit, Masken, o.J., Öl auf Hartfaserplatte, Foto Ludwig Rauch © Nachlass
Walter Arnold, Horst Bachmann, Marie-Luise Bauerschmidt, Rudolf Bergander, Rolf Biebl, Solveig Karen Bolduan, Hermann Bruse, Hartwig Ebersbach, Albert Ebert, Anatol Erdmann, E.R.N.A. (Elke Riemer), Lutz Friedel, Erich Gerlach, Hubertus Giebe, Hans-Hendrik Grimmling, Clemens Gröszer, Herta Günther, Rolf Händler, Ernst Hassebrauk, Frieder Heinze, Bernhard Heisig, Johannes Heisig, Peter Herrmann, Michael Jastram, Jürgen Jentzsch, Hans Jüchser, Werner Juza, Klaus Killisch, Max Lachnit, Wilhelm Lachnit, Via Lewandowsky, Walter Libuda, Rolf Lindemann, Eberhard Löbel, Frank Maasdorf, Carl Marx, Wolfgang Mattheuer, Leni Menge, Harald Metzkes, Willy Neubert, Otto Niemeyer-Holstein, Wolfgang Peuker, Uwe Pfeifer, Friedrich Press, Curt Querner, Neo Rauch, Kurt Robbel, Gerhard Rommel, Theodor Rosenhauer, Hans Scheuerecker, Kurt Schütze, Willi Sitte, Wolfgang Smy, Gerd Sonntag, Klaus Staps, Volker Stelzmann, Erika Stürmer-Alex, Hans Ticha, Angelika Tübke, Werner Tübke, Max Uhlig, Hans Vent, Norbert Wagenbrett, Willy Wolff, Dieter Zimmermann, Manfred Zoller
In der DDR stand als kulturpolitische Forderung die Ideologie vom Neuen Menschen. Das war mit der kulturpolitischen Reglementierung seitens des Staates verbunden, der ein sozialistisches (idealisiertes) Wir einforderte. Zugleich war diese Forderung eingebunden in die prinzipielle Unterdrückung eines jeden Einzelnen. Diese Fiktion der Gleichschaltung ebbte als Forderung an die Kunst in den Siebzigerjahren allmählich ab, verschwand aber nicht. Dem entgegengesetzt wurden die Künstler*innen nicht müde, das Ich zu verbildlichen und das Individuelle im Gegenüber, im „Du“ ausfindig zu machen. Dabei musste jede Künstlerin und jeder Künstler für sich die mehr oder weniger existenzielle Entscheidung treffen, wie man sich unter diesen Bedingungen verhält – wie die eigene Kunst auszusehen hat. Allein ihnen oblag es, wie weit man sich in den schöpferischen Prozess einer Spätmoderne hinein begab und deren Begrenzungen auslotete. Dafür war in der DDR die Malerei DAS Medium, welches eine gewisse Popularität genoss und Breitenwirkung entfaltete.
Von den 66 Künstler*innen sind die circa 90 Malereien und Werke der Bildhauerei aus der Sammlung des BLMK in loser Chronologie und stilistisch sich voneinander absetzend angeordnet. Das ermöglicht dem Betrachter eine eigene differenzierte Sicht auf die sich oft widersprechenden Positionen innerhalb des gleichen Zeitabschnittes. Wie es etwa in der Gruppendarstellung von jungen Menschen beim Unterricht in der technischen Produktion von Harald Metzkes und der pathetischen Plastik Jugend Baumeister der DDR von Walter Arnold der Fall ist. Dazu erscheint als stilistischer Kontrast das kubistische Objekt Frau mit Tuch von Willy Wolff. Ein paar Meter weiter wird dem jungen Arbeiter von Willy Neubert ein älterer, von der Mühsal des Lebens gezeichneter Bauarbeiter von Ernst Hassebrauk zugeordnet.
Den Höhepunkt im Spannungsbogen von Ich, Du, Wir erreicht die Ausstellung an der Hauptwand der Spätrenaissancehalle. Dort begrüßt bereits von weitem den Besucher das großformatige Bild von Lutz Friedel Karambolage, Zusammenstoß der Rolltreppen, eine gleichnishaft überhöhte Rolltreppenszene in der Berliner U-Bahn und die in altmeisterlicher Technik gemalte Variante zu Dantes Göttlicher Komödie von Werner Tübke. Sie zeigt den Menschen im apokalyptischen Auf und Ab der Weltgeschichte. Das vierteilige Bild von Friedel widmet sich mit seiner gleichnishaften Alltäglichkeit dem steten Hoch und Runter eines Jeden, um durchs Leben zu kommen.
11.9. – 15.11.2020
Zur Eröffnung der Ausstellung am 11.9.2020 um 18 Uhr laden wir Sie herzlich ein.