Carl Lohse. Seelenbilder Porträts und Landschaften 1910-1940
Carl Lohse, Frauenbildnis, um 1920, Öl auf Pappe © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Ludwig Rauch
Unsicher und von den Schrecken des Ersten Weltkriegs traumatisiert, folgt der in Hamburg lebende Carl Lohse im Oktober 1919 einer Einladung in die sächsische Kleinstadt Bischofswerda. Euphorisiert durch die neuen Lebensumstände schafft er in einem regelrechten Rausch innerhalb von 18 Monaten ein fulminantes Werk von etwa 130 Gemälden, Grafiken und Skulpturen, das zu den bedeutendsten Leistungen des Nachkriegsexpressionismus
zählt. Seine Bildsprache ist unverwechselbar und zutiefst emotional: In kühnen, intuitiv gewählten Farbkombinationen
und mit kraftvollem Pinselstrich lässt er Bildnisse und Landschaften entstehen, die das zerrissene Seelenleben des jungen Künstlers spiegeln.
Zeitgenössische Stimmen sind sich einig: „Hier tritt einmal der seltene Fall ein, dass man als Kritiker die Segel streicht und sich willenlos den Schwingen eines künstlerischen Temperaments hingibt, wie man es in solch farbiger Lebendigkeit kaum jemals sah.“ Doch der wirtschaftliche Erfolg bleibt aus und Carl Lohse reagiert mit künstlerischem Verstummen. Er schließt sich den Zeugen Jehovas an und arbeitet als Bankbote und Straßenbahnschaffner. Um 1930 beginnt seine zweite Schaffensperiode, in der er zur Neuen Sachlichkeit findet, ohne an Schwung und Temperament einzubüßen.
In der umfangreichen Einzelausstellung stehen die frühen Arbeiten des Expressionismus dem bisher wenig beachteten Werk der 1930er Jahre erstmals gleichwertig gegenüber, wodurch stilistische und thematische Brüche und Kontinuitäten zur Disposition gestellt werden.
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog
Die Werkschau entstand in Kooperation mit dem Kunstmuseum Ravensburg