Prometheus & Co. Grafische Mappenwerke aus der DDR
Josef Hegenbarth, o.T., aus der Mappe: Die 3 Groschenoper, Lithografie, ca. 1955, Anita und Günter Lichtenstein Stiftung © VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Thomas Kläber
u.a. Christian Brachwitz, Manfred Butzmann, Carlfriedrich Claus, Michael Diller, Hubertus Giebe, Constanze Göbel, Dieter Goltzsche, Günter Grass, Ulrich Hachulla, Angela Hampel, Josef Hegenbarth, Horst Hussel, Wolfgang Mattheuer, Michael Morgner, Rolf Münzner, Sigrid Noack, Manfred Paul, A.R. Penck, Christine Perthen, Nuria Quevedo, Max Schwimmer, Willi Sitte, Volker Stelzmann, Helfried Strauß, Werner Tübke, A. Paul Weber, Karla Woisnitza, Dieter Zimmermann
Die DDR war nicht nur ein Grafik- sondern auch Leseland. Der literarischen Produktion kam eine besondere Rolle als Artikulationsform einer kritischen Gegenöffentlichkeit zu. Für die grafischen Künste spielte die Literatur als Inspirationsquelle und Referenzpunkt eine wichtige Rolle. Diese Tatsache schlug sich auch in zahlreichen Mappenwerken und grafischen Folgen nieder, die Bezug auf literarische Vorlagen nehmen. Sie ist bis in die Gegenwartskunst hinein nachzuverfolgen. Dabei lässt sich konstatieren, dass nicht so sehr die Illustration der Vorlagen im Vordergrund steht, sondern die Interpretation der Inhalte und deren Umsetzung in ein visuelles Medium. Die literarischen Themen werden auf ihren emotionalen Gehalt hin befragt, der in bildnerische Mittel transferiert wird.
Einen Schwerpunkt in der Cottbuser Ausstellung bildet dabei die geradezu legendär gewordene Prometheus-Mappe. Diese wurde zum 150. Todestag Johann Wolfgang Goethes vom Kulturbund in Auftrag gegeben. An dem groß angelegten Projekt waren nicht nur Künstler*innen, sondern auch Schriftsteller*innen und Komponist*innen beteiligt. Da sich jedoch viele der Werke auch kritisch mit der zunehmenden Militarisierung in der DDR auseinandersetzten, kam es bereits kurz nach Erscheinen der Mappe zu einem Verbot durch staatliche Stellen. Die Ausstellung zeigt die Grafiken und stellt die kulturpolitischen Hintergründe dar, die zur Zensierung führten. Des Weiteren thematisiert sie Mappenwerke, die zu Werken Johannes R. Becher entstanden. Diese wurden vor allem vom Kulturbund in Auftrag gegeben. Das Werk des nicht unumstrittenen Dichters – Johannes Bobrowski bezeichnete ihn als den „größten toten Dichter bei Lebzeiten, einer den niemand hörte und las“ – nehmen die Künstler*innen zum Anlass, um die gesellschaftspolitischen Utopien des Schriftstellers mit der Realität in der DDR zu konfrontieren. In gewisser Weise kann Bertolt Brecht als Antipode von Becher gesehen werden, ein Schriftsteller, dessen Stücke intensiv rezipiert und diskutiert wurden. Mappen und grafische Folgen zu Brecht stellen ein weiteres Themenfeld der Schau dar.
Zudem sollen Arbeiten zum Werk von Christa Wolf gezeigt werden. Die Autorin zählt zweifellos zu den wichtigsten Schriftsteller*innen im Nachkriegsdeutschland und regte durch ihr Werk zahlreiche Künstler*innen zu bildnerischen Arbeiten an. Gezeigt werden beispielsweise die Mappe zur Erzählung „Kassandra“ von Núria Quevedo und die Arbeiten zum Text „Leibhaftig“ von Joachim Jansong.
Revolutionen
Grafische Mappenwerke aus der DDR
3.6. – 8.10.23 | Museum Utopie und Alltag Eisenhüttenstadt
Zwischen Arkadien und Wohngebiet. Grafische Mappenwerke aus der DDR
4.6. – 20.8.23 | Rathaushalle Frankfurt (Oder)