1990. Fotografische Positionen aus einem Jahr, über ein Jahr
Gerhard Gäbler, Leipzig, Mai 1990 Fine Art Print © Gerhard Gäbler
Gerhard Gäbler, Ingrid Hartmetz, Barbara Klemm, Ute Mahler, Jürgen Matschie, Barbara Metselaar–Berthold, Hildegard Ochse, Manfred Paul, Ludwig Rauch, Jens Rötzsch, Andreas Rost, Michael Schade, Donald Saischowa, Hans-Christian Schink, Gundula Schulze Eldowy
1990 – ein ereignisreiches Jahr: Nach der friedlichen Revolution von 1989 kamen überaus dynamische Prozesse in Gang, so dass zahlreiche politische Neuerungen und gesellschaftliche Veränderungen das Jahr 1990 prägten, die bis in die Gegenwart wirken. Die Ereignisse überschlagen sich: im Januar die Erstürmung der Berliner Stasi-Zentrale, Anfang März die Gründung der Treuhandgesellschaft, im gleichen Monat die ersten freien Wahlen zur Volkskammer, deren Bestehen nicht lange währt, im Sommer die Einführung der D-Mark sowie der endgültige Abriss der Mauer, die Deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober, Anfang Dezember die erste gesamtdeutsche Bundestagswahl …
Die fotografischen und filmischen Arbeiten der Ausstellung, die aus dem Jahr 1990 stammen, zeichnen ein Stimmungsbild der Zeit. Der komplizierte Umbruch nicht nur des gesellschaftlichen Systems, sondern auch persönlicher Lebens- und Erfahrungswelten wird begleitet von großen Hoffnungen und Erwartungen, neuen Chancen und vielen Freiheiten, aber auch Enttäuschungen und Zukunftsängsten. Aufnahmen von Demonstrationen, Straßenszenen, Porträts, Situationen im städtischen Raum sowie Alltagsschilderungen erzählen von dem tiefgreifenden Wandel in verschiedensten Lebensbereichen. Die Bilder der Ausstellung spiegeln ganz augenfällig die Ambivalenz der damaligen Situation in Ostdeutschland wider: Ende und Anfang,
Aufbruch und Ernüchterung, Euphorie und Resignation.