Rolf Lindemann Poesie des Alltags
Der 1933 in Magdeburg geborene und 2017 in Berlin verstorbene Künstler Rolf Lindemann gehört zum Umfeld der „Berliner Schule“, der auch Maler wie Harald Metzkes, Hans Vent und Wolfgang Leber zuzurechnen sind. Diese Künstler orientierten sich an der französischen Moderne des Nachimpressionismus und entzogen sich den politischen Vorgaben der offiziellen Kunst in der DDR.
Im Œuvre Lindemanns finden sich die klassischen Gattungen der Malerei wie Stillleben, Landschaften, Interieurs, Porträts und Figurenbilder. Ihn interessieren Situationen des alltäglichen Lebens wie spielende Kinder, Szenen in Kaufhallen oder in der Sauna. Mit großer Sympathie für die Dargestellten und mitunter mit augenzwinkerndem Humor zeichnete er seine Figurenbilder. Dabei gelang es ihm in atmosphärisch dichten Darstellungen, das Typische der Situation oder des Porträtierten einzufangen. Oft malte er sein Atelier in unterschiedlichen Lichtstimmungen aus verschiedenen Perspektiven und gewährt so Einblick in die Werkstatt des Künstlers. Dabei fällt seine hohe Sensibilität im Umgang mit Linien, Formen und Farbe auf. Ausgewählte Farbkombinationen werden zum Ausdrucksträger für Stimmungen oder dienen der Charakterisierung von Personen. Die Gemälde bleiben nicht in einer abbildhaften Realistik stecken, sondern loten die Bildfläche im Hinblick der Möglichkeit verschiedener Abstraktionsstufen aus.
Rolf Lindemann gestaltete einen faszinierenden Bildkosmos, der hier zum ersten Mal in einer großen monographischen Schau umfassend präsentiert wird. Die Ausstellung versammelt Werke aus sieben Jahrzehnten künstlerischen Schaffens, angefangen von einem frühen Selbstporträt aus dem Jahr 1943 bis hin zu den späten Figurenbildern und Abstraktionen.