
Karla Woisnitza über grenzen

Karla Woisnitza, Gambe/Ostfrau, 1981, Zeichnung, Collage auf Papier © Karla Woisnitza, VG Bild-Kunst, Bonn 2023, Foto: Ludwig Rauch
Fortwährend und beweglich arbeitet die seit 1980 in Berlin-Prenzlauer Berg lebende Künstlerin zwischen dem materialen High & Low und dem Nebeneinander von abstrakter und figürlicher Formensprache.
„Ich selber fühle mich gut aufgehoben, wenn […] Gegenständlichkeit und Abstraktion nicht mehr als Gegensatzpaar auftauchen, so daß man sich für das eine oder das andere entscheiden muß. Für mich liegt da kein Widerspruch.“
(Karla Woisnitza im Gespräch mit Gerlinde Förster, 1992)
Von Malerei und Zeichnung über Druckgrafik bis hin zu Materialcollage und Installation reicht die Vielfalt ihrer künstlerischen Ausdrucksformen, an und über deren Gattungsgrenzen die Künstlerin sich leicht und spielerisch bewegt. In der Ausstellung finden diese formalen Grenzgänge ihre motivische Entsprechung im Tableau oftmals fluider Frauen- und Paarbilder: Ob als zwillingshaft verschwistert entworfen, im Mutter-Kind-Verhältnis verbunden oder gelegentlich auch als Zwitter formuliert, werden sie häufig gleichzeitig in der Frontal- wie in der Profilansicht vorgestellt.
Karla Woisnitza offenbart in Einzelwerken, Mappen und Serien eine enorme Durchlässigkeit und Empfänglichkeit für Literatur (u. a. zu Heinrich von Kleist) und Musik (u. a. zu Carl Philipp Emmanuel Bach). Der doppelbödige Ausstellungstitel „über grenzen“ ist innere Losung sowie verdichtete Hommage an eine Zeile aus der Erzählung „Simultan“ (1972) von Ingeborg Bachmann: „[…] und sie lebte vielleicht nur, wenn sie zu weit ging, sich heraustraute und über ihre Grenze ging.“