Fred Ute. Zu Fuß
Fred Ute, 112 Berlinspaziergänge im Jahr 2000, Nr. 069, 14.07.2000, Stempeldruck, Tusche auf Transparentpapier © Fred Ute
Er führt dieses Zusammenfallen in variierten Selbstexperimenten vor und verzeichnet es systematisch-sezierend. Das Prinzip der Reduktion und der fortwährenden Beschränkung unterlegt seine Welt- wie auch seine Kunstanschauung, so dass die wenigen Dinge, Überbleibsel und zeichnerischen Gesten, die noch bleiben, in ihrer Dichte umso beredter werden.
Die Einzelschau konzentriert sich auf Werkreihen, die seit Mitte der 1990er-Jahre entstanden: unter anderem die Zeichnungen
der Osterinsel- und Berlinspaziergänge (1995/2000), die Installa-tionen „1m³“ und „Mobiler Kubikmeter“ (1999) sowie die seit Winter 2020 bis in den Sommer 2021 realisierten „Schlichtzellen“-Aktionen.
Bereits zum Ende seines Bildhauerstudiums (1991–1997) an der Hochschule der Künste Berlin beginnt Fred Ute sich während seines mehrmonatigen Aufenthalts 1995 auf der Osterinsel von dem herkömmlichen Skulpturenbegriff zu lösen. Die begehbare Landschaft zeigte sich ihm als die ansprechendere Skulptur gegenüber den Steinfiguren der Moai, die der ursprüngliche Grund seiner Reise gewesen waren. Und so notierte er anfangs mit den „Osterinselspaziergängen“ retrospektiv die mit den Füßen „begriffene“ Landschaft, um dann die täglichen Inselgänge im Voraus zu planen und buchstäblich im Nachgang auch auf dem Papier zu vollziehen.
Die „Berlinspaziergänge“ und ebenso ihre Nachzeichnung waren hingegen von vornherein als Kunstaktionen geplant: An 112 Tagen von Mai bis August 2000 geht Fred Ute aus-schließlich zu Fuß durch Berlin. In dieser zweistufigen Versuchsanordnung ist ihm von Anfang an bewusst, dass die gegangenen Tageswege ebenso Zeichnungen sind: Es wurde also mit dem Stift letztlich nur das auf der Karte nachgezeichnet, was er zuvor gehend mit den Füßen gezeichnet hatte.