Der Klang des Papiers Materialreflexionen im Plakat
Alain Le Quernec, aus der Serie „Poster Is Paper“, 1977, Siebdruck © Alain Le Quernec
Atelier Tout va bien, Beton, Marvin Boiko, Erich Brechbühl, Büro Freiheit, Stephan Bundi, Anne Dietzsch, Lex Drewinski, Stasys Eidrigevičius, Elias Erkan, Max Fingerhuth, Shigeo Fukuda, Bernd Frank, Karl Domenic Geissbühler, Arjun Gilgen, Frieder und Renate Grindler, Erhard Grüttner, Esa Haaparanta, Heinz Handschick, Simone Hans, Pascal Hartmann, Jürgen Haufe, Jianping He, Fons Hickmann, Mario Hombeuel, Joachim Jansong, Joël und Sylvie Jupin, Thomas Kläber, Steffen Knöll, Wojciech Korkuć, Lynne Kopp, Hans-Jürgen Kummer, Timo Lenzen, Sven Lindhorst-Emme, Uwe Loesch, Jouni Luostarinen, Holger Matthies, Läura Maurer, Pierre Mendell, Andrea Milde, Jan Münz, Silvan Possa, Gunter Rambow, Hubert Riedel, Nora Steffen, Karen Trachsel, Niklaus Troxler, Alain Le Quernec, Ewa Wein, Dietrich Wenzel, Ulrich Wüst, Zwölf
Eine Eigenheit des modernen Bildplakats ist seine Beschaffenheit aus Papier, wenngleich es die digitale Sphäre nach seiner Kreation heute nicht mehr zwingend verlässt. Die Reflexion des Plakats als papiernes Medium ist in Varianten immer wieder Ausgangspunkt für Gestaltungsideen in der Plakatkunst gewesen. Besonders im zeitgenössischen Plakat ist zusätzlich zu dem inhaltlichen Kommunikationsauftrag diese selbstreflexive, formale Tendenz unübersehbar bzw. nicht zu überhören: Es scheint auf den Blättern in der Ausstellung zu knistern und zu rascheln, dreidimensional wölben sie sich gleichsam uns entgegen – es wird zerknüllt und zerrissen, geschnitten, gelocht, geknickt und gefaltet.
Überraschend oft beziehen die Plakatkünstler*innen aus der Destruktion des Materials die gestalterische Energie für den entscheidenden inhaltlichen Kniff ihrer Arbeiten. Und manches Mal zitiert das Plakat sich schlicht selbst, als ein im öffentlichen Stadtraum geklebtes, gar überklebtes und abgerissenes Blatt Papier. Dessen Auftritt ist jedoch zwangsläufig ein kurzer, da ihm weitere folgen, die ebenfalls um die Aufmerksamkeit der Passanten buhlen. Von Ferne blitzt in einigen Plakaten noch die Kunstgeschichte der 1950er-Jahre auf, als in Paris und Rom die sogenannten Affichisten die subversive Poesie des zufällig entdeckten und nachempfundenen Plakatabrisses mit den Mitteln der Decollage-Technik feierten.